Nach einer sehr erholsamen und ruhigen Nacht bin ich um 6:30 Uhr aufgewacht und der Ausblick aus dem Fenster des Schlafraumes, in dem wir zu viert schliefen, ließ mein Bergsteigerherz ein wenig höher schlagen, denn die ersten angezuckerten Gipfel waren in der Ferne auszumachen. Nachdem ich mein immernoch nicht getrocknetes T-shirt über den vom Vortag geschundenen Leib gestülpt hatte, allerdings mit dem Versuch, so wenig wie möglich des kalten Shirts zu berühren, ging es nach dem Rucksackpacken nach unten zum Frühstück: Wie immer ein pappsüßer Tee und ein wohl schon ein bis zwei Jahrzehnte abgelaufener Porridge mit Bananen, welcher im Geruch dem eines Kellers oder eines alten Wandschrankes um nichts nachstand. Satt machte er trotzdem und so machte ich mich an diesem Tag zusammen mit Balazs auf den Weg hinunter in Richtung Ghermu, welches wir nach einer Stunde erreichten.

Nach einer kleinen Pause und der üblichen Feilscherei um drei Snickers und einer Cola, wanderten wir über dem Marshyangdi River zwischen Reisfeldern und Büschen bis zu einer Hängebrücke, welche uns auf die andere Seite des Flusses brachte.

Als wir dann nach drei Stunden im Örtchen Jagat ankamen, entschieden wir uns für eine Teepause auf dem Dach einer Lodge und der Lodgebesitzer erzählte mit einem komischen Lächeln im Gesicht, dass sein Vater gestern gestorben sei und er deshalb heute Marijuana zum halben Preis anbot. Wir lehnten dankend ab, entdeckten noch ein paar Äffchen in den Bäumen von Jagat und liefen wieder über eine Hängebrücke auf die andere Seite des Flusses, wo uns dann ein Schild darauf hinwies, nicht an die Stromleitungen mit 330000 Volt zu fassen.

Über einen schönen Pfad, welcher von Marijuanapflanzen und -pflückern gesäumt wurde, strebten wir nach weiteren zwei Stunden dem Ort Tal entgegen und nein es ist nicht der Ort Tal aus dem Film „Der Hobbit“. Tal liegt nämlich nicht wie im Film auf einem Hügel, sondern im breiten Flusstal des Marshyangdi und wird zu der einen Seite mit einer 400 Meter hohen Felswand und auf der anderen Seite durch den Fluss und einer eben so hohen zweiten Felswand begrenzt.

Es waren an diesem schönen Tag 24km und insgesamt mehr als 1400 Höhenmeter, als wir in Tal auf 1700m ankamen.

Balazs und ich entschieden uns dann nach den üblichen Werbeversuchen der Lodgeeigentümer („Gudd puuuuud, pree WiFi, pree Ruuuuum, Gudd Ruuuuum, Nice Viieeeeew“) für eine etwas in die Jahre gekommene Lodge am Ortsausgang. Im Anschluss daran gab es bald Abendessen und ich stellte das Internet auf die Probe, indem ich mit der Heimat „facetimete“.