Soooo, es sollte also so weit sein. Der Thorung La ist nicht der schwerste Himalayapass und auch nicht der Höchste. Dennoch passieren am Thorung La regelmäßig Unfälle, die meisten aufgrund der Höhenkrankheit oder dem Wetter, was sich am Donnerpass regelmäßig anders verhält als in der Vorhersage vorhergesagt wurde. Wie es mir so auf dem Weg in über 5400m Höhe ergangen ist, erfahrt ihr hier:

 

Ein großer Nachteil von langen Hochtouren in den Alpen ist das frühe Aufstehen. Dieses Jahr bin ich teilweise schon um drei Uhr Nachts aus der Hütte geschlichen um irgendwelche 4000er zu besteigen. Ist das im Himalaya anders ? Nein ist es nicht. Auch hier wird früh aufgestanden, da am Vormittag das Wetter meist stabiler und der Abstieg nach Mukthinat lang und anstrengend ist. Ich hab mir also meinen Wecker auf vier Uhr morgens gestellt und versucht möglichst schnell einzuschlafen, was bei 30 anderen Trekkern im Raum nicht ganz so leicht ist, vorallem wenn mache meinen um ein Uhr nachts mit riesigem Getöse auf die Toilette gehen zu müssen.

Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen und um kurz vor vier Uhr wachte ich ganz ohne Wecker auf, was eigentlich ein Wunder ist, denn normalerweise brauche ich mindestens drei Wecker und ein menschliches Wesen nur um mich aus den Federn zu kriegen. Also hab ich dann meinen Schlafsack noch zusammengestopft, die Schuhe angezogen und dann ging es hinaus in die sternenklare, aber kalte Nacht. Dort wurden dann erstmal noch ordnungsgemäß die Beiserchen gereinigt und nach dem allgemeinen Beklagen über die Kälte und das frühe Aufstehen, seitens vieler anderen Trekker, hies es „Rucksack auf und los!“. Für diesen Tag hatten wir ausgemacht, dass jeder sein eigenes Tempo läuft und bei einer geeigneten Stelle auf die Anderen wartet.

Als erstes wartete direkt der steilste und wahrscheinlich auch schweistreibenste Teil des Tages. Bis zum Thorung High Camp, der nun wirklich letzten Übernachtungsmöglichkeit vor dem Pass, sind es ziemlich genau 400 Höhenmeter. Der Weg schlängelt sich in Serpentinen erst einen ca. 35° steilen Geröllhang hinauf, überwindet anschließend eine kleine Felsstufe und steigt dann weniger steil zum High Camp an. Ich überholte viele Trekker und geführte Trekkinggruppen, manche hatten sich einen Ponyservice bis zum Pass gebucht (für 200$), und erreichte noch in der Dunkelheit um kurz vor fünf Uhr das High Camp. Über den fahnengeschmückten kleinen Gipfeln rund um das High Camp ging gerade langsam die Sonne auf. Wunderschön war auch wie die Annapurnakette so langsam von der Sonne angestrahlt wurde und langsam anfing orange zu leuchten. Nach etwa 20 Minuten kamen dann die beiden Mädels an und wir setzten uns ins High Camp um zu Frühstücken und einen Tee trinken.

Als wir nach einer halben Stunde wieder aus dem Gebäude herauskamen, war die Sonne am stahlblauen Himmel und wir machten uns auf auf die nächste Teilstrecke, welche laut Führer eine gute Stunde dauern sollte. Es ging flach am Berg entlang und ich stieg auf dem ehemaligen Gletscherboden über kleine Hügelchen und durch kleine Kessel bis zu einer kleinen Brücke auf, welche mich über einen Gletscherbach brachte. Nach dem Gletscherbach ging esweiter bergauf und ich erreichte nach 20 Minuten eine kleine Kuppe, wo mir zwei Nepalis meinen Kocher für 1000 Rs. (ca. sieben Euronen) abkaufen wollten, da ich den jetzt ja nicht mehr brauchen würde, sobald ich über den Pass gekommen sei. Ich lehnte freundlich ab und erreichte nach weiteren zehn Minuten über Geröll das erste Teehäuschen auf 5200m. Ich setzte mich an die Hauswand und genos die Aussicht auf das Chulumassiv, die Annapurnas und auf viele andere Berge. Auf den Chulu West erkannte man sogar die Aufstiegsspur, welche aus einem weitem Gletscherbecken über eine Rampe auf den Gipfelgrat und schließlich auf den Gipfel führte. Nachdem zehn Minuten später die Mädels eintrafen, gab erst einmal eine Foto- und Teepause und wir stellten fest, dass die Gegend um Manang wohl der falsche Ort sei, um als Pferd geboren zu werden (Trekker und Gepäck bis auf 5500 Meter hochtragen).

Nach der Pause trennten wir uns wieder und ich überholte viele keuchende Trekker mit ihren Trägern, welche teilweise in Crocs über den Pass marschierten. Ab dem Teehäuschen beginnt das ehemalige Gletschergelände, was man relativ gut an den vielen Hügeln und Senken erkennt, welche man vom Weg aus sieht. Ich hoffte nun nach jeder Kuppe endlich den Pass zu erkennen, aber das ist das Fiese an diesem letzten Wegstück zum Pass, welches im Führer mit „langwierigen 2,5 Stunden“ beschrieben wird. Die letzten 200 Höhenmeter sind sehr weit über den Weg gestreut und ziehen sich wirklich sehr. Erst fünf Minuten vor erreichen des Passes erkenne ich die Gebetsfahnen und die Leute am Pass und jogge den letzten Teil. Nach einer Stunde und zehn Minuten stehe ich am Thorung La, dem mit 5416 Metern höchsten Punkt unserer Tour. Ich stellte meinen Rucksack ab, machte Fotos und stieg noch ein wenig weiter zu einem kleinen Hügel auf und genoss die Aussicht hinunter auf den Aufstiegsweg und auf der anderen Seite ins mystische und karge Mustang. Ganz links, in Richtung Westen, spitzelte ein Teil des Dhaulagiri, dem mit 8167m siebthöchsten Berg der Welt, hervor. Etwa eine Stunde später trafen die Mädels ein und wir machten Fotos, ich bereitete den Kocher vor und wir beglückwünschten uns mit anderen Trekkern, die sich teilweise hochgequält und Diamox geschluckt hatten und nun sehr froh waren oben angekommen zu sein.

Nach einer ausgiebigen Pause mit selbstgekochtem Tee musst auch leider wieder abgestiegen werden vom Thorung La. Der Abstieg bis nach Mukthtinat ist nicht sehr steil, aber dafür lang und ohne Schatten. Zuerst geht es über die Gletscherkuppen und über Geröllhalden und tief unten sieht man schon das Kali Gandaki, das tiefste Tal der Welt, denn zwischen Dhaulagiri und Annapurna liegen gerade einmal 30 Kilometer und das Flusstal mit dem Kali Gandaki Fluss liegt teilweise auf gerade einmal 1500 Metern. Ein Unterschied von fast 7000 Metern. Nach einer Stunde erreichten wir ein steileres Stück und heute hatte ich Pech, denn Geröll wirkt unter Schuhen, wenn man falsch belastet, wie ein Gleitfilm aus Steinen. Folglich hatte ich, nachdem ich den Gleitfilm ausgeprobiert hatte, ein blaues Auge und ein geschwollenes Jochbein, da so ein Teleskopstock schon ganz schön hart ist, wenn e aufs Gesicht knallt. Nach dem Schreck brauchte ich eine Pause und etwas unterhalb meiner Sturzstelle stand zum Glück eine kleine Blechhütte auf einem natürlichen Aussichtspunkt.

Als ich mich wieder erholt hatte ging es noch etwa eine Stunde bergab, bis zu einem Lodgedorf, dessen Namen ich allerdings vergessen habe und es war nun nicht mehr weit bis zur Hängebrücke, welche uns über ein ausgetrocknetes Flussbett zum „Ortsschild“ von Mukthinat brachte. Am Schild vorbei ging es hinunter zum heiligen Tempelkomplex Mukthinat, einer der heiligsten Orte Nepals, für Buddhisten und Hindus gleichermaßen. Der Tempel war festlich geschmückt für das Dashain-Fest, welches 15 Tage dauert. Wir durchwanderten einen kleinen Wald mit bunten Fahnen und stiegen eine Treppe hinunter in das Dorf Ranipauwa, welches als Unterkunftsort für die pilgernden Gläubigen errichtet wurde und in dem man das Bob Marley Hotel findet. Dort sind wir dann eingekehrt und entschieden uns zu bleiben. Man konnte Pool spielen, das Essen war gut, nicht zu teuer und es lief auch noch gute Musik.

Nach dem Abendlichen Dal Bhat ging es relativ schnell ins Bett, da wir alle müde waren von dem sehr erlebnisreichen Trekkingtag mit 1000 Metern Aufstieg und knapp 1700 Metern Abstieg. Nebenbei hatten wir ja auch noch 16 Kilometer an Strecke zurückgelegt und trugen ein Zelt und den Kocher mit Benzin mit.

Ihr dürft mal raten (Kommentare), was es im Bob Marley Hotel zum Frühstück gab am nächsten Morgen. Kleiner Tipp: es gibt es auch in Deutschland und die schlankere Version davon kommt aus Frankreich… 🙂

 

Bis dahin !