Nun sehen wir einmal davon, ab dass in Nepal so ziemlich alles anders ist als in Deutschland, so gibt es doch eine Sache, die wohl überall auf der Welt gleich ist. Alle Kinder wollen spielen, alle Kinder mögen Süßigkeiten und alle Kinder springen gern herum. Wie das ganze auf Nepalesisch, bzw. im Tamang-Style funktioniert, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Nun fange ich damit an, dass hier jedes Kind bzw. jeder Jugendliche sich um die kleinen Geschwister kümmert. Egal, zu welcher Familie es gehört, was aber hier eh egal ist, da alle „Lama“ mit Nachnamen heißen und alle miteinander Verwandt sind. Klar gibt es einen großen Bruder oder eine große Schwester, aber am Ende kümmert sich immer einer der Älteren um die Jüngeren und spielt mit ihnen oder tröstet sie, wenn sie hingefallen sind.
Ich habe mir im Voraus in Deutschland ein wenig Gedanken über ein cooles Spielzeug gemacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es Kreisel und Kästchenhüpfen ja überall gibt. Folglich hab ich etwas mitgenommen, was hier keiner kennt. Eine Slackline, für die ich freundlicherweise nichts Zahlen musste. Irgendwie riechen hier alle den Braten, wenn man etwas Neues mitbringt, denn als ich die Slackline in meinen Rucksack packte und auf den kleinen Hügel an der kleinen Kreuzung im Ort stieg, standen direkt mindestens 10 Kiddies (alles Jungs) um mich herum, als ich auf dem Hügel ankam. Dann war ersteinmal die Verwunderung riesengroß, so nach dem Motto: „Was packt der komische Deutsche da für eine große Wäscheleine aus ?“. Nach ein Paar Erklärungen hatten es alle einigermaßen verstanden und schauten dann mit großen Augen beim Aufbau zu.
Als ich dann auf die Slackline stieg und vormachte, was man mit der „Wäscheleine“ (Zitat: Uttar, ein Junge aus dem Haus nebenan, der wirklich gut Englisch spricht und deshalb der Dolmetscher Nummer eins im Dorf ist) denn anstellt, waren alle direkt total begeistert. Alle wollten als erstes und ich hörte mindestens 15 mal das Wörtchen „kahte“, was soviel wie „armer Flaschensammler“ bedeutet und vergleichbar wie „leck mich doch am….“ verwendet wird. Als sich dann alle einigermaßen beruhigt hatten und der erste auf der Line stand, begann der große Spaß und alle versuchten sich irgendwie auf der gelben Slackline zu halten. Einige fanden dann einen riesigen Spaß daran, an der Slackline so lange zu wackeln, bis alle unten waren. Das ganze geht hier deutlich ruppiger zu als in Deutschland.
Ruppig heisst in diesem Fall, dass die kleinen Mädels, die niemals jemandem etwas zu leide tun würden, auch den großen Jungs mal eine klatschen oder von einer achtjährigen „Giftzwergin“ mal ein „bistare, Bisal !“ kommt. Bisal ist achtzehn, hebt mich mit einem Arm hoch, hat sich beim Holzhacken den Ringfinger gespalten 😂 und „bistare!“ heisst „pass auf!“ . Folglich haben es hier alle Kinder faustdick hinter den Ohren und vielen sieht man es noch nichteinmal an.
Ein großes Highlight bestand dann darin, die Slackline als Trampolin oder Schaukel zu benutzen. Wer groß genug war, bzw. sich traute, versuchte sich auch ohne meine oder Andreas Hilfe auf dem gelben Nylonband zu halten. In diesen Tagen wurde die Slackline direkt nach der Schule aufgebaut und erst mit dem Einbruch der Dunkelheit wurde sie abgebaut. Mit der Zeit auch immer mehr von den Dorfkindern, gut so, denn ich werde diese Slackline hier lassen…
11. Dezember 2018 um 9:29 Uhr
Hallo Konstantin, wieder ein interessanter und informativer Bericht.
Dass man den Kindern und vor allem den Mädels in Nepal nicht ansieht, dass sie es manchmal faustdick hinter den Ohren haben, unterscheidet diese doch icht von denen in Deutschland oder sonst irgendwo auf der Welt. Aber ich denke, dass wir deswegen nicht traurig sein müssen, hält dies doch immer wieder eine Überraschung für uns parat. (Ich weiss leider noch nicht, wie man hier einen smiley einfügen kann?)
Aber dass die Sackline eine tolle Idee für Deine Reise nach Nepal war, konnte man schon auf all den Fotos sehen, die wir erhalten haben. Das war eine grandiose Idee. Du kannst ja mal einen Sackline-Wettbewerb machen, allerdings sollte fast jeder dann die Chance haben etwas zu gewinnen. Helen und ich spenden hiermit eine neue Sackline für das Dorf oder die Schule, das musst Du entscheiden, wer diese bekommt. Wir geben diese Deiner Mama mit, hoffentlich hat sie noch Platz imGepäck. Du kannst der Slackline dann ja einen Namen geben, z. B. „Konsti,s Klettersteig“, dannbleibt Dein Name zumindest eine zeitlang im Dorf bekannt.
Aber wir warten natürlich noch auf die Aufklärung, welches Projekt ihr gestartet habt, um den Unterricht anders zu gestalten und spannender abzuhalten.
Nun wünschen wir Dir weiterhin alles Liebe und Gute und weiterhin tolle Erfahrungen mit und in Deinem Dorf. Oma Helen und Opa Walter
11. Dezember 2018 um 20:43 Uhr
Lieber Konstantin,
das muss ja ein Brecher sein, der Dich mit einem Arm hochhebt. Dabei sehen die Kinder / Jugendlichen alle so klein aus, gemessen an germanischen Maßen. Ja, auch den Tamang kann man nicht hinter die Stirn gucken.
Also ganz lieben Dank für Deinen neuesten Bericht, wir haben uns wieder sehr gefreut. Jeden Tag schauen wir nach ob es wieder Neues aus Lurpung gibt. Das Wetter scheint bei Dir immer noch recht mild zu sein, alle springen noch im leichten Zeug herum. Hier ist es deutlich kühler aber für die Jahreszeit zu warm.
Letztes Mal schriebst Du vom Ausmalen der Klassenräume. Habt Ihr da bei OBI Farbe gekauft oder wer spendiert die? Pinsel wirst Du ja nicht auch noch mitgebracht haben. Auf das Ergebnis sind wir sehr gespannt, hoffentlich wollen nicht alle Kinder mitmalen sonst endet das in einer Villa Kunterbunt.
Aus dem Kommentar von Oma Helen u. Opa Walter könnte man ersehen, daß Dich die Mama besucht? ?Dann könnten wir ihr einen Brief mitgeben und nicht Herrn Hörer, den ich deswegen schon gefragt hatte.
( Der sagte, dass er Anfang 2019 nach Lurpung reisen wolle.) Denn, wie wir hörten, ist das nächste Postamt in Kathmandu u. damit ein bisschen weit weg.
In der Sprache der Tamang machst Du auch schon Fortschritte, da Du bereits einzelne (Kraft-)Worte kennst. Schreibst Du Dir das auf oder behältst Du das Gehörte so?
Hast Du eigentlich el. Licht in Deiner Klause oder eine Kerze u. lässt Du Dich morgens von der Sonne wecken? Schick´ doch bitte einmal ein Foto von Deiner Unterkunft u. Schlafecke. Wir sind doch sehr gespannt wegen Deiner persönlichen Umgebung.
Nochmals herzlichen Dank für Deine farbigen Berichte, die wir mit großer Freude lesen. Lass´ es Dir weiter möglichst gut gehen, sei ganz herzlich gegrüßt, in Gedanken sind wir oft bei Dir,
Deine Oma Wimi u. Opa Vatter