Ich fange am besten einmal damit an, dass hier in Nepal so einiges ganz anders läuft, als es ich gewohnt bin bzw. ihr gewohnt seid. Ich fange mit dem Schulsystem an: es gibt eine Primary School, 1. – 8. Klasse, eine Lower Secondary School, 1.- 10. Klasse und schließlich eine Higher Secondary School, 1. – 12. Klasse. Wie lang man zur Schule geht und wie gut man dabei etwas lernt hängt meist schlichtweg von der finanziellen Situation, der Bildung und der Einstellung gegenüber Bildung der Eltern ab. Weiterhin schickt jeder, der es sich leisten kann, seine Kinder auf eine Privatschule. An Privatschulen werden die Lehrer besser bezahlt und meist sind Privatschulen auch besser ausgestattet als die staatlichen Schulen. Privatschulen haben also einen ganz anderen Stellenwert in Nepal als bei uns in Deutschland. Wer erfolgreich die zwölfte Klasse beendet hat, kann nach der Abschlussprüfung eine Universität besuchen. Wer erfolgreich die 10. Klasse beendet hat, hat die Chance, nochmal bis zur zwölften Klasse die Schulbank zu drücken, oder eine Ausbildung zu machen, was jedoch etwas anders abgeht als in Deutschland. Meist wird die Schule auf dem Land nach der achten oder zehnten Klasse beendet, da für die meisten ein Studium viel zu teuer und deshalb unerschwinglich ist.

Weiter geht es mit den Ferien. Die Schüler in Lurpung haben pro Jahr 45 Tage Ferien. 30 Tage in der Monsunzeit und 15 Tage zwischen den zwei wichtigsten Festen in Nepal. Das erste ist Dashain, ein ursprünglich hinduistisches Fest, welches 15 Tage andauert und fast ganz Nepal lahmlegt. Das zweite Fest ist Tihar, das Lichterfest. Tihar dauert je nach Region und Familie etwa ein bis fünf Tage und lässt sich ein wenig mit Weihnachten vergleichen. Die Häuser werden dekoriert mit Lichterketten und Öllämpchen werden angezündet. Die Geschäftsleute legen neue Bücher an, das Haus wird geputzt und neue Sachen werden gekauft. In diesen Tagen kommt die ganze Familie zusammen, man isst gemeinsam, beschenkt sich und am letzten Tag  schwören sich Brüder und Schwestern aufeinander aufzupassen. Nun aber weiter mit freien Tagen, denn anders als in good old Germany gibt es in Nepal nur einen Tag Wochenende. Die Schulwoche  beginnt am Sonntag und endet am Freitag mit einem halben Tag Unterricht.

Zum Thema Unterricht. Der Unterricht und das Schulleben an sich ist, meiner Meinung nach, deutlich respektvoller und ein wenig militärisch geprägt. Morgens zieht jeder Schüler seine Schuluniform an, wobei ein Schülerausweis oftmals um den Hals baumelt und die Farbe des Hauses zu erkennen ist (wie bei Harry Potter). Die Häuser sind die Farben Blau, Rot, Gelb, Grün und Weiß, wobei alle Farben in den buddhistischen Gebetsfahnen zu finden sind. Die Mädchen tragen zusätzlich zum Hemd meist einen knielangen Rock, Kniestrümpfe und haben die Haare zu Zöpfen geflochten, teilweise mit Schleifchen. Es wird sich also schick gemacht für die Schule.

Morgengymnastik

Nachdem alle in der Schule zusammengekommen sind, stellen sich die Häuser in Reihen auf und es wird eine Art „Morgengymnastik“ auf dem Schulhof gemacht. Dabei achten zumeist ältere Schüler oder Lehrer darauf, dass die Übungen richtig und konzentriert  ausgeführt werden. Im Anschluss daran folgt das gemeinsame Singen der Nationalhymne und das Durchzählen der Schüler.

Nach dieser Morgenaktivität marschieren die Schüler in Reihen in die Klassenzimmer und warten dort auf die Lehrer. Der offizielle Unterrichtsbeginn ist zehn Uhr morgens und eine Schulstunde dauert in Nepal genauso 45 Minuten. Wenn der Lehrer oder die Lehrerin kommt und einen guten Morgen wünscht, stehen alle auf und es folgt ein gemeinsames „good morning, madam/sir!“. Danach bleiben alle stehen, bis die Lehrkraft „sit down“ gesagt hat. Das Hinsetzen wird durch ein „thank you, madam/sir!“ begleitet und jeder schlägt die Bücher bzw. Hefte zum kontrollieren der Hausaufgaben auf. Übrigens werden die Klassenzimmer schon vor Unterrichtsbeginn geöffnet und alle Schüler richten ihre Unterlagen für die kommende Stunde her.

Die Unterrichtssprachen sind Englisch und Nepali, wobei die Lehrer oftmals hin- und herwechseln, um es manchen Schülern besser verständlich zu machen. Der Unterricht erfolgt sehr frontal, d. h. meist liest der Lehrer etwas vor, stellt mitten im Satz eine Frage und im Anschluss Antworten alle Schüler gleichzeitig. Ob die Schüler mitschreiben oder nicht, ist in Nepal Sache derselbigen.
Nach vier Stunden Schule gibt es eine Mittagspause und nach weiteren vier Stunden endet der Schultag um vier Uhr nachmittags…

…gefolgt von vielen Hausaufgaben, die meist am Morgen vor der Schule oder im Klassenzimmer erledigt werden..