Im letzten Beitrag habe ich „Tatopahni“ erwähnt. Der kleine Ort liegt im niedrigsten Teil des Kali Gandaki und ist für ein Naturschauspiel bekannt: es gibt natürliche heiße Quellen. Das Wasser kommt dort mit etwa 50° Celsius aus dem Boden und wird in zwei Becken geleitet, welche sich sowohl bei den Einheimischen, als auch bei den Touristen großer Beliebtheit erfreuen. Und so lässt sich auch der Name erklären: „tato pahni“ ist Nepali und bedeutet nichts weniger als „heißes Wasser“. Wie ich dort auf abenteuerliche Weise hingelangt bin, erzähle ich in diesem Beitrag.
Das Busticket zu kriegen, war mehr oder weniger schwierig, da es, wie vieles in Nepal laut den freundlichen Nepalesen fünf Minuten dauern sollte, aber man in Wirklichkeit einen Tag dafür braucht. Die Herbergsmutter rief also am Vortag beim Ticketmensch an und dieser stiefelte dann nach vier Stunden in die Lodge. Nachdem jeder Versuch des Feilschens fehlschlug und ich mich über die angekündigte Fahrzeit von sechs Stunden lustig gemacht hatte (ich sollte es bereuen), akzeptierte ich die 880 Rupien für die Fahrt nach Tatopani.
Als wir dann morgens in den Bus stiegen, wurde unser Gepäck von einem unfreundlichem Busmitarbeiter auf das Dach oder in den Kofferraum verfrachtet und uns wurden unsere Plätze zugewiesen. Nach einer halbstündigen Diskussion über die richtige Sitzordnung, die später eh niemand interessierte, ging die Fahrt los. Nach den ersten fünf Metern dachte ich bereits an rückwärts Frühstücken. Wir führen im Schneckentempo auf einer holprigen Starße aus Marpha heraus und machten zehn Minuten später die erste Pause. Frühstückspause. Natürlich ist man normalerweise über eine Pause nach zehn Minuten nicht gerade glücklich, aber wenn man in diesen zehn Minuten mindestens fünf mal das Kabinendach des Busses mit dem Kopf unsanft berührt hatte (aufgrund der holprigen Straßenverhältnisse), freute man sich doch ein wenig über die kurze „Holperfreiphase“.
Nach der Pause stiegen ein paar Einheimische zu und das Führerhaus, welches durch eine Plexiglasscheibe von den Fahrgästen getrennt, glich mitlerweile eher einem überfüllten Käfig, als einem Führerhaus. Dreizehn Menschen, inklusive Fahrer, fanden im Führerhaus Platz, zählte ich später. Es ging weiter über die holprige Straße. Irgendwann wurde die Straße ein wenig breiter und es machte sich die Hoffnung breit, dass die Straße so bleiben könnte. Diese Hoffnung löste sich allerdings mit einem schmerzhaften „Busdachkontakt“ in Luft auf. Nun ging es mit ein wenig mehr Geschwindigkeit weiter und nach etwa eineinhalb Stunden öffnete sich das Tal und rechts oberhalb konnte man in direkter Linie auf den Dhaulagirieisbruch und den Dhaulagiri blicken. Der Gipfel war gerade einmal elf oder zwölf Kilometer entfernt, wobei allein sechstausend Meter auf den großen Höhenunterschied zurückzuführen sind. Auf der anderen Seite des Tales spitzelten die Gipfel des Annapurna South, Machapuchare, Fang und der Annapurna I hervor und stachen wie Nadeln in den azurblauen Himmel.
Der nächste Ort, Kalopani, ist für diese Aussicht bekannt.
In Kalopani setzten wir ein paar Leute ab und danach ging es abwärts in Richtung Tatopahni. Nur etwa zwanzig Kilometer entfernt. Nur sollten wir für die nächsten zwölf Kilometer mehr als drei Stunden brauchen. Nachdem wir einen kleinen Bach passiert hatten, wurde die Straße eng und auf der linken Seite ging es steil bergab. Irgendwann war auch dieses Steilstück geschafft und ich dachte schon, dass es nun geschafft wäre. Naja, falsch gedacht, denn nun kam ein etwa 300 Meter langes, sehr enges Stück. Wie es der Zufall wollte, war dieses Stück natürlich verstopft und teilweise mussten die Busse die Spiegel einklappen während sie mit einem Rad halb über dem Marshyangdi River hingen. Nach drei Stunden Massarbeit und gegenseitigem Anschreien, weil alle Leute meinten auch in die kleinste Lücke noch ein Rad ihres Motorrades reinzuschieben, war das ganze geschafft.
Der Bus fuhr einen kleinen Hang hinuter und dann gab es eine Pause. Ein paar Leute hatten genug von der Fahrt und ließen sich ihr Gepäck geben, um die acht Kilometer nach Tatopahni zu Fuß zu gehen. Nach vielen kleinen Schokokeksen und leckeren Nudeln ging es weiter, bis wir Tatopahni auf 1300m erreichten.
Wir checkten in der Namaste Lodge ein und nachdem die Sachen zum Trocknen verteilt worden waren, gingen wir zu den heißen Quellen.
Für viele Nepalis war es wohl ein Erlebnis, einmal eine Frau im Bikini zu sehen und deshalb war es manchen Damen sichtlich unangenehm, sich ins Wasser zu begeben. Wie dem auch sei, die Happyhour am „Kiosk“ ist sehr zu empfehlen, denn ein kühles Everest lässt sich sehr gut im warmen Wasser trinken.
Nachdem man dort nach drei Wochen endlich mal wieder richtig und warm geduscht hatte, sollte es in die Umkleide gehen, welche ich allerdings in einem weiten Bogen umging. Der Grund dafür waren die deliziösen Geruche, welche sich aus der Umkleide einen Weg in meine Nase suchten.
Nachdem wir in der Dunkelheit zur Lodge zurückgekommen waren, gab es Abendessen, welches dort eher enttäuschend ausfiel. Mit einem Loch im Magen, schlief ich ein…..
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